Maximen und Reflexionen eines Vierzigjährigen

Rede nicht. Schweig. Schau, wie die Dinge um dich herum verfaulen.

Vertraue nur den Kindern und den Tieren,
und von den Alten lerne die Angst, zu viel gelebt zu haben.

Deine Zeitgenossen frage nur nach praktischen Dingen;
und teile mit ihnen deine Misserfolge, deine Krankheiten,
deine Ängste, aber nie deine Erfolge.

Von deinen Geschwistern liebe den, der weit weg ist,
und fürchte den, der in der Nähe lebt.

Frage nie deine Eltern nach ihrer Vergangenheit,
noch versuche mit ihnen deine Kindheit oder Jugend zu erhellen.

Sprich nicht mit deinem Vorgesetzten, schreibe ihm, und erzähle ihm nie
von deinen Zukunftsplänen und verheimliche vor ihm deine
Vergangenheit.

Mit deinem Kollegen sprich übers Wetter, über die Lohnerhöhung
und lobe mit Nachdruck seine Fehler.

Liebe deine Frau so weit, wie sie es erlaubt;
und falls du Kinder hast, denke, dass, wie beim Glücksspiel
du gewinnen oder verlieren kannst.

Das Schicksal gibt es nicht.

Du bist dein Schicksal.

Und wenn du ins Alter kommst, danke dem Himmel, dass dir em langes
Leben beschieden wurde, aber flehe mit Ergebung um dein rasches Sterben.

Die wir weder Geld noch Macht besitzen, sind wertloser
als ein Pferd, ein Hund oder ein Vollmond.

Die wir weder Geld noch Macht besitzen, haben stets geschwiegen,
um lange Jahre leben zu können.

Dic wir weder Geld noch Macht besitzen, sollten,
wenn wir die vierzig erreicht haben,
uns still halten
in vollkommener Einsamkeit.

So haben es die Alten verstanden,
so bestätigt es die Gegenwart.

Wer sein Land, ehe er ins vierte Jahrzehnt kommt, nicht ändern konnte,
ist verdammt, seine Feigheit für den Rest seiner Tage zu bezahlen.

Die Helden sind immer früh gestorben.

Zähle dich also niçht zu ihnen.

Und beende deine Tage,
indem du zynisch die Rolle eines Weisen spielst.

Hans Leopold Davi