Harald Alvarado Tenorio wurde 1945 in Buga (West-Kolumbien) geboren und hat an der Universidad Complutense von Madrid phil. I studiert. Zur Zeit ist er Professor für Moder ne und Lateinamerikanische Literatur an der Universidad Nacional de Colombia in Bogotá. Von 1980 bis 1985 war er Leiter des Departements Lateinamerikanischer Literatur im Marymount Manhattan College in New York und gleichzeitig drei Jahre Professor an der Saint John’s University. Er hielt Lesungen und Vorträge in den Vereinigten Staaten, in Lateinamerika und Europa.
Er ist Dichter, hat fünf Lyrikbände publiziert, arbeitet auch als Essayist (u.a. ein Buch über ,,T.S. Eliots Gedichte”) und Übersetzer, so etwa für Gedichte des Griechen Kavafis.
Im Panorama der zeitgenössischen kolumianischen Poesie nimmt Harald Alvarado Tenorio einen bedeutenden Platz ein. Auch sind seine Gedichte ins Englische, Französische und Griechische übersetzt worden. Als ich ihn 1988, anlässlich eines Kolloquiums in Bogotá traf, lernte ich ihn als vitalen, geistreichen, lebenssprühenden Gesprächspartner kennen. Beim Abschied sagte er: “Ojalá volvámos a encontrarnos!” (“Hoffentlich treffen wir uns wieder einmal!”) Dieser Hoffnung komme ich nun, zwar mit zehnjähriger Verspätung, entgegen, indem ich einigen Gedichten wieder begegnet bin, die mich früher schon betroffen gemacht haben, und die ich jetzt ins Deutsche übertrage.
Wissen und Theorie werden ihm beim Schreiben nie zum Verhängnis. Seine Dichtung liesse sich kurz umschreiben: Das Fleisch ist Wort geworden.
Diese von Hans Leopold Davi übersetzten Gedichte wurden dem Auswahlband, “Espejo de máscaras” (“Spîegel der Masken”, 1987) entnommen. Der Autor hat dem Band ein Motto von Novalis vorangestellt; “Das Leben ist eine Krankheit des Geistes”.